Der Regionalverband "Handrij Zejler"
Der Regionalverband "Handrij Zejler"
Der Regionalverband "Handrij Zejler"hat seinen Geschäftssitz in der Dresdner Straße 18 in Hoyerswerda und gehört zum Dachverband der Domowina mit Sitz in Bautzen. Er wurde am 24. Juli 1921 gegründet, im Jahr 1937 vom Naziregime verboten und 1945 wiedergegründet. Der Tätigkeitsbereich erstreckt sich auf das bis 1993 zum Kreis Hoyerswerda gehörende Territorium. Zum Regionalverband gehören gegenwärtig zehn aktive Ortsgruppen. Er wird weiterhin von einer größeren Zahl von Heimat-, Trachten- und Kulturvereinen aktiv unterstützt.
Die Zusammenhänge: Altkreis Hoyerswerda, Regionalverband und Kirchenkreis
Der Kreis Hoyerswerda wurde, als regionales Verwaltungsgebiet, 1824 gebildet und gehörte zum preußischen Regierungsbezirk Liegnitz, zur Provinz Schlesien. Vor 1815 gehörte dieses Gebiet zum Königreich Sachsen. Dieser neue Kreis war der nördlichste des Oberlausitzer Gebietes. Bezüglich Sprache, Tracht und Brauchtum bildete sich in den sorbischen Dörfern dieses Kreises eine Sonderstellung zwischen den beiden Lausitzen, obwohl zur Oberlausitz gehörend, heraus. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich ein besonderer sorbischer Dialekt, eine eigene Tracht und zum Teil eigenständiges Brauchtum entwickelt. Die protestantische preußische Kirche hat seit 1815 eine starke antisorbische Sprachenpolitik verfolgt. Kirchenpolitik war Staatspolitik. Daran ändert auch die Tatsache, dass sich sorbische Pfarrer wiederholt für die Erhaltung des Sorbischen eingesetzt haben, nichts. Man muss hier deutlich unterscheiden zwischen der offiziellen Kirchenpolitik und dem Verhalten sorbischer nationalbewusster Pfarrer! Der Regionalverband Hoyerswerda befindet sich in Übereinstimmung mit dem gegenwärtigem evangelischen Kirchenkreis Hoyerswerda und der katholischen Kirchgemeinde Wittichenau. Über Jahrhunderte waren es vor allem sorbische Geistliche, die als Förderer und Bewahrer des sorbischen Kulturgutes waren. Das gilt besonders für die katholische Kirche. Im Gebiet der preußischen Oberlausitz, zu der der Kirchenkreis Hoyerswerda von 1824 bis 1945 gehörte, waren nicht zu allen Zeiten sorbisch sprechende Pfarrer im Dienst. Die Einsetzung deutscher Pfarrer war von der preußischen Regierung gewollt und zeigt bis in die Gegenwart ihre negativen Auswirkungen. Das zu den Pfarrern Gesagte trifft auch für die Lehrerschaft zu. Lehrer, die in der Lage und gewillt waren, sorbisch zu unterrichten, wurden oft in andere Landesteile versetzt. Diese Praxis erreichte in der Nazizeit ihren Höhepunkt.
Die Wittichenauer Region und der Verein "Bratrowstwo e.V"
"Die Wittichenauer katholische sorbische Pfarrgemeinde ist eine der größten und ältesten im Oberlausitzer Gebiet. Sie galt in den zurückliegenden Jahrhunderten als eine Wiege des sorbisch katholischen Priesternachwuchses und hatte damit die geistige Entwicklung der Lausitz und Böhmens mit geprägt. Hierfür seien drei Beispiele genannt:
Jakub Xaver Ticin
*1656 Wittichenau +1693 Belgrad
Jesuit, Grammatiker, Mitbegründer der sorbischen Schriftsprache
Mathias Wenzel Jäckel
* 1655 Wittichenau + 1738 Prag
Bildhauer des böhmischen Barock (Karlsbrücke Prag )
Franz Georg Lock
*1751 Wittichenau + 1831 Bautzen
Bischof, Aufklärer, Schriftsteller
In den drei Gotteshäusern der Stadt Wittichenau, darunter ein evangelisches, und in den Kapellen von neun Dörfern wird ein lebendiges Gemeindeleben gepflegt. Dieses ist eine wichtige Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben von Deutschen und Sorben, katholischen und evangelischen Christen. Der Verein katholischer Sorben "Bratrowstwo" (Bruderschaft) ist in diesem Zusammenhang besonders zu erwähnen. Er wurde bereits 1898 gegründet, 1938 von den Nazis verboten und 1994 wiedergegründet. Er hat 153 Mitglieder. Die Förderung religiösem und sorbischem Brauchtum gehören zu seinen besonderen Aufgaben. Ein Chor und eine Laienspielgruppe sind hierbei wichtige Botschafter.
Zur Landschaft des ehemaligen Kreises Hoyerswerda
Dem Besucher bietet sich eine interessante Landschaft. Große Waldgebiete, vorwiegend Kiefernbestände, dazwischen wie Inseln, Wiesen, Felder und Dörfer. Die Spree, die Schwarze Elster, das Schwarzwasser, und weitere größere und kleinere Bäche geben der Landschaft einen besonderen Charakter. Allerdings hat der Braunkohlebergbau in den letzten hundert Jahren viele Wunden und Narben hinterlassen. Der nördliche und östliche Teil des ehemaligen Kreises sind vom Bergbau besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Tausende Hektar Wald und landwirtschaftlicher Fläche sind ihm zum Opfer gefallen. Zehn Dörfer wurden weggebaggert. Die bäuerliche und sorbische Identität des Kreises ist dadurch stark gemindert worden. Der Bergbau hat inzwischen das Gebiet des Kreises verlassen. Die verbliebene Folgelandschaft wird zunehmend rekultiviert. Mehrere Seen werden der Landschaft ein neues interessantes Gesicht geben. Die Gebiete des Knappen- und Silbersees lassen es erahnen. Der südöstliche Teil des ehemaligen Kreises gehört zur Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und zum Lausitzer Biosphärenreservat. Seine Reize offenbaren sich im Wechsel von Wäldern und Teichen, dazwischen offene Fluren mit Dörfern und Weilern. Hoyerswerda war von 1821 bis 1993 Kreisstadt. Sie war bis zur Mitte des 20ten Jahrhunderts eine Kleinstadt mit etwa 7.000 Einwohnern. Nach 1953 erhöhte sich die Einwohnerzahl im Verlaufe weniger Jahre auf 70.000 Bewohner. Diese sprunghafte Entwicklung brachte auch für die umliegenden, zumeist sorbischen Dörfer, große Veränderungen. Inzwischen hat sich die Einwohnerschaft um etwa 20.000 verringert.
Sorbische Persönlichkeiten aus der Region Hoyerswerda
Der sorbische Wissenschaftler, Publizist und Verleger Jan, Arnošt Smoler (1816-1884) wurde in Merzdorf geboren, einem Ort, der 1976 dem Kohlebergbau weichen musste.
In Lohsa, hat Handrij Zejler als Pfarrer und Dichter gewirkt und seine letzte Ruhestatt gefunden. Ihm zu Ehren wurde der Regionalverein Hoyerswerda (župa) nach ihm benannt. In Anerkennung ihrer Verdienste für das sorbische Volk wurde 1994 der "Förderverein Begegnungsstätte Zejler-Smoler-Haus e.V." in Lohsa gegründet.
Der sorbische Komponist, Verleger und Autor Jan Paul Nagel (1934 -1997) aus Litschen, hat in den vergangenen Jahrzehnten bedeutende sinfonische und volkstümliche Werke komponiert und verlegt. Seine Musik erfreut sich zunehmender Beliebtheit.