Domowina bilanziert aktuelle Erfolge und ruft zum „Weg des Realismus“ bei Vertretung sorbischer Interessen auf – mehr Bildungspolitik
Der Bundesvorstand des sorbischen Dachverbandes Domowina hat sich am Freitagabend erneut überwiegend in digitaler Form getroffen, zwei Drittel der anwesenden Mitglieder des Gremiums haben sich zu Hause am Computer beteiligt. Zahlreiche Interessierte verfolgten die Sitzung auch diesmal per Livestream.Der Vorsitzende des Dachverbandes der Lausitzer Sorben, Dawid Statnik, informierte, dass die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), die Domowina als einer ihrer Mitgliedsverbände und weitere Organisationen die Entscheidung der Europäischen Kommission hart kritisiert haben, keine konkreten Schlussfolgerungen aus der europäischen Bürgerinitiative Minority SafePack (MSPI) zu ziehen, die mehr als eine Million Menschen unterschrieben hatten. Der Bundesvorstand hält es für notwendig, wie auch Katrin Suchy-Zieschwauck zum Ausdruck brachte, sich weiter für die Gleichberechtigung der europäischen Kulturen und Sprachen entsprechend den Vorschlägen der MSPI einzusetzen. In diesem Sinn will sich der Vorsitzende mit Partnern auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene über die nächsten Schritte abstimmen.Schöne Worte der EU-Kommissionspräsidentin müssen auch für nationale Minderheiten geltenDabei geht es auch um eine Stärkung der Position des Europäischen Parlaments gegenüber der Kommission, schließlich haben sich drei Viertel der Abgeordneten für die Umsetzung der Inhalte der MSPI ausgesprochen. Statnik erinnert an Aussagen der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, in ihrer Rede zur Lage der EU im vergangenen Jahr: „Man selbst zu sein, ist nämlich keine Frage der Ideologie. Es ist eine Frage der Identität. Und die kann einem niemand nehmen.“ Statnik nach der bisherigen Diskussion: „Das muss auch für alle nationalen Minderheiten in jedem EU-Staat gelten.“Domowina-Hauptversammlung am 12. JuniDer Bundesvorstand bestätigte den Vorschlag des Präsidiums, die wegen der Pandemie verschobene Hauptversammlung am 12. Juni 2021 durchzuführen. Die Geschäftsstelle bekam den Auftrag, nach geeigneten Räumlichkeiten zu suchen. Dieser Entscheidung schloss sich die Behandlung der Arbeits-Richtlinien des Dachverbandes 2021-2023 an, über die die Hauptversammlung nach weiterer Debatte in den Vereinen und Regionalverbänden abschließend entscheidet.Bildunsgpolitik des sorbischen Dachverbandes personell gestärktDomowina-Geschäftsführer Marko Kowar informierte, dass ab Montag, 1. Februar, wieder die Stelle für die Jugendarbeit besetzt ist. Die neue Kollegin Virginia Hanusowa (33) wird auf Basis von Jugendhilfe-Mitteln auf dem Territorium der Landkreise Bautzen und Görlitz tätig sein. Als „großen Erfolg“ wertete es Dawid Statnik, dass die Domowina jetzt endlich für die Stärkung der bildungspolitischen Arbeit des Dachverbandes die Stelle eines Referenten für Bildung und Jugend ausschreiben kann, die entsprechenden Mittel hat die Stiftung für das sorbische Volk per Bewilligungsbescheid wenige Stunden vor der Sitzung bereitgestellt.Sorben künftig im MDR-Rundfunkrat vertretenEin weiterer Erfolg ist der Entwurf des neuen MDR-Staatsvertrages, demzufolge die Sorben im Rundfunkrat künftig vertreten sind. In diesem Zusammenhand dankte Dawid Statnik dem früheren langjährigen Domowina-Geschäftsführer Bernhard Ziesch für sein zielstrebiges Engagement, und auch allen Partnern in der Politik, die die Sorben unterstützt haben. Die Domowina, die den Vertreter bzw. die Vertreterin im MDR-Rundfunkrat zu bestimmen hat, ruft Interessierte auf, sich zu melden: sekretariat@domowina.deDank an WITAJ-SprachzentrumDer Bundesvorstand hat die Schwerpunkte der Tätigkeit der Domowina-Geschäftsstelle und den Arbeitsplan des WITAJ-Sprachzentrums beschlossen und die Berichte beider Einrichtungen zur Kenntnis genommen. Die Leiterin des WITAJ-Sprachzentrums Dr. Beate Brězan konnte über vielfältige Projekte berichten. Dawid Statnik dankte im Namen des Bundesvorstandes für die ergebnisreiche Tätigkeit des Sprachzentrums. Jan Nuck erkundigte sich nach der sächsischen Regelung zur Förderung von WITAJ-Gruppen in den Kitas. In den bisherigen Diskussionen wurde immer wieder kritisiert, dass nicht geprüft werde, ob die Mittel auch effektiv eingesetzt werden. Der Vorsitzende der Domowina erhielt den Auftrag, sich in dieser Angelegenheit an das Jugendamt des Landkreises Bautzen zu wenden, das diese Mittel bewirtschaftet. Über die Ergebnisse wird er den Bundesvorstand informieren. Keine Spaltung der sorbischen Zivilgesellschaft zulassenIm Verlaufe der vergangenen Woche wurde in verschiedenen Medien ein so genannter Staatsvertrags-Entwurf von Seiten der Vereinigung „Serbski sejm“ vorgestellt. Dazu erklärt der Domowina-Vorsitzende: „Wir haben der Gruppe vor einem halben Jahr angeboten, innerhalb der sorbischen Zivilgesellschaft unseres Dachverbandes über ihre Ideen offen zu diskutieren. Dieses Angebot besteht weiterhin – ungeachtet dessen, dass der ,Serbski sejm‘ bis heute weder über einen Beitritt zur Gemeinschaft der Sorbinnen und Sorben in der Domowina offiziell entschieden hat noch uns eine Antwort in dieser Sache hat zukommen lassen. Forderungen nur auf Grundlage von FaktenAls Vorsitzender der Domowina habe ich natürlich die aktuellen Veröffentlichungen zur Kenntnis genommen. Persönlich halte ich ein solches Vorgehen für kontraproduktiv, wenn da proklamiert wird: Wir haben das Recht auf ein eigenes Territorium, auf das wir nur verzichten, wenn ihr uns das unkontrollierte Recht aufs Ausgeben von Steuergeldern, eine eigene Gerichtsbarkeit und die Entschädigung für tausend Jahre Unrecht gewährt. Auch kann die unwahre Behauptung, dass wir Sorben in der Stiftung für das sorbische Volk unterdrückt werden, nicht Grundlage unserer Politik sein: Der Stiftungsdirektor ist Sorbe, und in inhaltlichen Fragen haben die Vertreter des sorbischen Volkes im Stiftungsrat regelmäßig das letzte Wort. Über Reformen der Strukturen kann gern diskutiert werden, aber bitte auf Grundlage von Fakten. Realismus ist offensichtlich erfolgreicher als reines WunschdenkenWir bleiben offen für den Dialog und beschreiten weiter den Weg des Realismus. So haben wir zusammen mit Partnern erreicht, dass das sorbische Volk auch im MDR-Rundfunkrat vertreten sein wird, dass das sorbische Volk im Strukturstärkungsgesetz des Bundes für die Zukunft der Braunkohlereviere ausdrücklich berücksichtigt ist und dass die Stiftung für das sorbische Volk aller Voraussicht nach ein Viertel mehr Mittel für die Belebung von Sprachräumen und die Förderung sorbischer Kultur zur Verfügung haben wird.” Falls Sie zur Illustration ein aktuelles Foto des Domowina-Vorsitzenden Dawid Statnik verwenden möchten, hier ist eine Auswahl zum Download bereitgestellt: https://www.domowina.de/pressebereich/medienservice-download/
Comments and Responses
Božena Šimanec/Schiemann
nowinska rěčnica/
casnikarska powědaŕka/
Pressesprecherin
Domowina z. t./
Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V.
tel.: 03591 / 550 202
Be the First to Comment