Domowina nimmt Widerstand gegen Atommüll-Endlager in ihre Arbeitsrichtlinien auf – Ergebnisse der Bundesvorstands-Sitzung

Die nächste Haupt- und Wahlversammlung des sorbischen Dachverbandes Domowina findet am 12. Juni in der Sporthalle des Deutsch-Sorbischen Schulkomplexes in Schleife / Slěpe statt. Das hat der Domowina-Bundesvorstand Freitagabend auf seiner Sitzung beschlossen, die erneut als kombinierte Präsenz- und Videokonferenz mit Livestream durchgeführt wurde. Das Gremium beschäftigte sich zugleich mit dem Stand der Kandidaten-Aufstellung für die Organe des Dachverbandes, mit der Gäste-Liste und der Verlängerung des Sitzungsplanes von Bundesvorstand und Präsidium bis zum Beginn der neuen Wahlperiode, denn die Hauptversammlung wurde pandemiebedingt um zweieinhalb Monate verschoben. Jan Budar, Direktor der Stiftung für das sorbische Volk, erläuterte den aktuellen Stand der Planungen des „Sorbischen Wissensforums am Lauenareal“ im Herzen von Bautzen. Das soll der neue Standort des Sorbischen Instituts, des Sorbischen Museums Bautzen, eines gemeinsamen pädagogischen Angebots und als Perspektive eines Zentrums für Digitalisierung werden. Domowina-Vorsitzender Dawid Statnik erwartet „eine große Bereicherung der Stadt und eine schöne Kette sorbischer Institutionen vom Sorbischen National-Ensemble über das Wissensforum und das Haus der Sorben bis zum sorbischen Verlag.“ Beide unterstrichen die beständige gute Zusammenarbeit von Stiftung und Domowina. Nach Plan wird das von Bund und Freistaat Sachsen im Rahmen des Strukturwandels finanzierte Forum im Juni 2027 eröffnet.Beschlossen hat der Bundesvorstand einen nach Diskussion veränderten Entwurf der Arbeitsrichtlinien für 2021-2023, über die die Hauptversammlung abschließend zu debattieren und abzustimmen hat. Das Präsidium bekommt den Auftrag, einen Vorschlag der wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska, des ältesten der existierenden sorbischen Vereine, in die Arbeitsrichtlinien einzuarbeiten, der da lautet: „Obwohl die Domowina schon im Herbst des vergangenen Jahres einen öffentlichen Standpunkt zur Planung eines Atommüll-Lagers in der Oberlausitz eingenommen hat, halten wir es für wichtig, dass sich die Domowina auch in den kommenden Jahren dazu erklärt und protestiert. Am Ende ist das nämlich eine politische Entscheidung. Nur dann, wenn ausdauernd und laut protestiert wird, können wir verhindern, dass ein solches Lager bei uns eingerichtet wird. Das Lager wird dort sein, wo – neben geologischen Bedingungen – am wenigsten protestiert wird. Das hat sich schließlich auch bei den Plänen zur Beseitigung der Wahlfahrtswiese in Rosenthal / Róžant gezeigt *. Deshalb halten wir es für wichtig, dass dieser Punkt in die Richtlinien aufgenommen wird.Für das Kuratorium des Ćišinski-Preises ** benannte der Bundesvorstand Marion Stensel für die Nieder- und Manfred Hermasch für die Oberlausitz. Weitere Vertreter haben einige sorbische Vereine zu wählen. Abschließend beraten hat der Bundesvorstand die Stellungnahme der Domowina zum Entwurf des Schulnetzplanes des Landkreises Bautzen. Außer einer Fülle von inhaltlichen Anmerkungen gibt es darin auch ein Dutzend Hinweise auf Entstellung der Namen sorbischer Schulen im Schriftbild durch fehlende diakritische Zeichen. Ein wichtiger Punkt ist an mehreren Standorten sorbischer Schulen nach Meinung der Domowina der Bedarf an Erweiterung von Räumlichkeiten, um den pädagogischen Aufgaben zu entsprechen. Auf Antrag von Jan Nuck hat sich der Bundesvorstand in der aktuellen Debatte dem Umgang mit der Gruppe „Serbski sejm” gewidmet. Vizevorsitzender Marko Hantschick bekräftigte, dass sich seine Aussage im TV-Magazin „Wuhladko” („kein Verhandlungspartner”) ausdrücklich auf das Thema Strukturwandel in den Kirchen bezog. Dawid Statnik erinnerte an die Einladung gegenüber der Gruppe, im Dachverband mitzuwirken – darauf gibt es aber nach einem halben Jahr immer noch keine Antwort. Der Vorsitzende der Domowina, Dawid Statnik, informierte über seine Gespräche mit dem Bautzener Superintendenten Tilmann Popp und dem Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Tobias Bilz, in Sachen Fusion der Gemeinde Göda / Hodźij auch mit Kirchgemeinden außerhalb des sorbischen Siedlungsgebietes. Zugleich steht Statnik im ständigen Kontakt mit dem Vorsitzenden des Sorbischen Kirchgemeindeverbandes, dem Gödaer Pfarrer und Sorbischen Superintendenten Christoph Rummel, und mit dem Vorsitzenden des Sorbischen evangelischen Vereins, Mato Krüger. Ziel ist es, das Wort Gottes in sorbischer Sprache auch künftig in neuer kirchlicher Struktur fest zu verankern (s.a. unsere Pressemitteilung vom 12.3. über das Gespräch mit dem Bischof). Beate Brězan, Leiterin des WITAJ-Sprachzentrums in Trägerschaft der Domowina, erklärte nach der Sitzung zur Diskussion über die Verwirklichung der Forderung der letzten Hauptversammlung 2019 nach dem Aufbau eines Bundes sorbischer Schulen: „Ein Bund sorbischer Schulen im Sinne einer Kooperation zwischen den Schulen ist unter den Aspekten der Modernisierung der Schulen, die nach dem Konzept 2plus *** arbeiten, thematisiert worden. Die Fragen der Modernisierung könnten in die Evaluierung des 2-plus-Konzeptes einbezogen werden, die Bestandteil des Koalitionsvertrages (in Sachsen) ist. Über mögliche konzeptionelle Bereiche der Evaluierung von 2plus wird zurzeit noch in der Steuerungsgruppe 2plus beim sächsischen Kultusministerium beraten. Auch hat sich der Bundesvorstand im nichtöffentlichen Teil über Überlegungen informiert, dass der Angelegenheit angemessene Wege der Kommunikation, unter anderem auch mit dem Rat für sorbische Angelegenheiten in Sachsen, gefunden werden könnten.“ * Kein Kaolinabbau im Wallfahrtsort | Sächsische.de (saechsische.de)** Ćišinski-Preis – Wikipedia*** 2plus-Konzept (sorbischer-schulverein.de)

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