Statnik zum Tag der Vielfalt: Das Sorbische ist vom Rand in die Mitte der Gesellschaft gerückt – gewandelter Lausitzer Alltag

Zum diesjährigen Tag der Vielfalt in Deutschland am 26. Mai https://www.charta-der-vielfalt.de/diversity-tag/ erklärt Dawid Statnik, Vorsitzender des sorbischen Dachverbandes Domowina:„In den vergangenen Jahren hat sich etwas Fundamentales im Alltagsleben der Lausitz geändert: Früher haben wir um den Erhalt sorbischer Inseln im ,deutschen Meer‘ gekämpft, heute sind wir gemeinsam im vereinten Europa mit – hoffentlich bald wieder – offenen Grenzen. Es ist inzwischen normal, dass am Wochenende im Lausitzer Seenland in Brandenburg und Sachsen tschechische Stimmen zu hören sind oder in Görlitzer Geschäften polnisch geredet wird. Ein kurdischer Döner-Imbiss in Bautzen beispielsweise heißt in einer Reihe von Sprachen, auch sorbisch, die Gäste willkommen. Die sorbische Sprache gehört zu den Sprachen, die uns in der Lausitz täglich umgeben.Wir Sorben profitieren von der zunehmenden Vielfalt. Der alte Satz als Ausdruck kultureller Ignoranz gegenüber miteinander sorbisch Sprechenden, ,Hier wird deutsch gesprochen‘, ist mitten in Europa objektiv erledigt. Es ist nicht so, wie einige behaupten, dass nun das Deutsche untergeht. Es hat sich einfach das gesellschaftliche Klima grundsätzlich geändert. So gibt es mehr und mehr Eltern ohne sorbische familiäre Herkunft, die sich für sorbische Bildung ihrer Kinder entscheiden, damit sie eine größere sprachliche und kulturelle Kompetenz vermittelt bekommen und weil für sie selbst das Sorbische Teil der Vielfalt und Identität der Lausitz ist.Die Sorben haben durch ihre Mehrsprachigkeit leichteren Zugang zu den Sprachen der Nachbarvölker. Gerade in der Zeit des Strukturwandels stellen wir der Region ein bedeutendes sprachkulturelles Kapital zur Verfügung. Auch wir selbst sollten uns einem neuen Selbstverständnis öffnen: Wir sind nichts Randständiges, das geschützt werden muss, sondern wir sind das Herz der Region und verleihen der Lausitz ihr Alleinstellungsmerkmal, das im Interesse aller Einwohner zu fördern ist.

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