Historischer Überblick
Die niedersorbische Maśica Serbska wurde auf Initiative des polnischen Rechtsanwaltes und Sorbenfreundes Alfons Parczewski als „Niederlausitzer wendische Sektion“ 1880 in Cottbus ins Leben gerufen.
Das Hauptziel der Maśica Serbska bestand in der „Pflege der niederlausitzisch-wendischen Sprache und der Herausgabe guter, in dieser Sprache verfasster Bücher für das Volk“. Von den bei der Gründungsversammlung anwesenden 72 Personen wurden 65 sogleich Mitglied; 1882 waren es 224 Mitglieder, davon 171 aus der Niederlausitz bzw. mehrheitlich aus dem Cottbuser Kreis. Die sich auch als „Wendischer Buchverein“ bezeichnende Vereinigung war rege verlegerisch tätig, wobei sie sich an den Bedürfnissen der ländlichen, streng religiösen (evang.) Leserschaft orientierte. Das betraf neue oder überarbeitete Gebet-, Gesang- und Predigtbücher, vielfältige Erbauungsschriften, aber auch Lehr- und Liederbücher sowie vereinzelt Werke der schönen Literatur. Finanziert wurde die Arbeit vorrangig durch private Spenden, Mitgliedsbeiträge sowie Honorarverzicht. Hervorzuheben ist der Buchkalender Serbska pratyja, der – mit einigen Unterbrechungen – seit 1880 jährlich verlegt wird und heute die meistgelesene Publikation in niedersorbischer/wendischer Sprache ist.
Der Bildung und Erziehung des Volkes dienten neben sprachwissenschaftlichen Studien vor allem durch den Pfarrer Gotthold Schwela auch sorbische Kultur- und Heimatabende. Zwischen 1893 und 1906 fanden fast jährlich Gesangsfeste statt. Mitglieder der Maśica Serbska hatten als Organisatoren maßgeblichen Anteil an der Erhaltung und Pflege der niedersorbischen Sprache und Kultur. Doch bereits vor dem Ersten Weltkrieg gingen die Aktivitäten infolge fortschreitender Assimilierung zurück. Den preußischen Behörden gelang es, die niedersorbische Sprache aus dem öffentlichen Leben (insbesondere aus Schule und Kirche zu verdrängen). In der Weimarer Republik erlebte die Maśica nochmals einen kurzzeitigen Aufschwung, als ihr die Cottbuser Filiale der Wendischen Volksbank 1928 erstmals ein festes Domizil zur Verfügung stellte. Ein letzter Höhepunkt war der 50. Jahrestag der Vereinigung, der am 10. August 1930 als Volksfest mit Trachtenschau in Vetschau begangen wurde. Dazu wurde auch ein Memorandum vorgelegt, das von den Behörden verlangte, die Anwendung und Pflege der niedersorbischen Sprache zu unterstützen. Mit dem Tätigkeitsverbot für die Domowina, der die Maśica seit 1913 als Gründungsmitglied angehörte, endete im Frühjahr 1937 jegliche Tätigkeit.
Im Unterschied zur Oberlausitz gelang der Maśica Serbska in der Niederlausitz nach 1945 keine Wiederbelebung. Dies geschah erst am 13. Mai 1993 in Cottbus. Die einstigen Aufgaben lagen inzwischen bei anderen sorbischen Institutionen. Ihren Wirkungsbereich erkannte die neue Maśica Serbska in der Wissensverbreitung der sorbischen Kultur und Geschichte. Die Vereinsarbeit konzentriert sich seitdem auf die Erforschung und Beschreibung von Leben und Werk bedeutender Niedersorben. Es werden Symposien und Gedenktage abgehalten, historische Studien veröffentlicht und Denkmäler eingeweiht. Die Niederlausitzer Sektion vereint etwa 20 eingeschriebene Mitglieder (Stand: 2013).