Sorbisches Engagement im Licht der Öffentlichkeit

 

Bei der heutigen Festveranstaltung in Bautzen hat Domowina-Vorsitzender Dawid Statnik am Abend engagierte Sorbinnen und Sorben mit dem Domowina-Preis, dem Nachwuchspreis und dem Ehrenabzeichen ausgezeichnet.

“Die drei Leitworte der Domowina – zamołwitosć, wotewrjenosć a zwjazanosć / Verantwortung, Offenheit und Verbundenheit – spiegeln das Wirken der heutigen Preisträger wider und verkörpern die Werte, die uns leiten," erklärte der Domowina-Vorsitzende. Er dankte den Ausgezeichneten für ihr langjähriges, engagiertes ehrenamtliches Wirken im Dienste des sorbischen Volkes.

Zudem hob er hervor, dass Ehrenamtliche maßgeblich dazu beitragen, das gemeinsame Ziel zu erreichen: Bis zum Jahr 2100 sollen 100.000 Menschen Sorbisch sprechen – ein Vorhaben, zu dem viele Hände ihren Teil beitragen.

Fast alle Preisträger waren zur heutigen Preisverleihung erschienen. Die musikalische Begleitung übernahm die Gruppe Holaski, die zudem mit dem Domowina-Nachwuchspreis 2024 ausgezeichnet wurde. Regina Šołćina, Trägerin des Domowina-Preises 2024, richtete ihren Dank in die Zukunft: „Běchmy, smy, budźemy - Wir waren, wir sind, wir werden sein."

Foto: Domowina/Jurij Helgest

Der Domowina-Preis 2024

Regina Šołćina aus Konjecy/Cunnewitz

Regina Šołćina hat den Domowina-Preis für ihre jahrelange, vielseitige ehrenamtliche Arbeit für das sorbische Volk mehr als verdient. Als Sorbin mit Leib und Seele setzt sie sich unermüdlich für ihr Volk ein und kämpft entschlossen für den Erhalt der sorbischen Kultur. Das Sorbische prägt jeden Aspekt ihres Lebens. So leitete sie 18 Jahre lang die Domowina-Ortsgruppe Cunnewitz-Schönau und gründete die dortige Sorbische Laientheatergruppe, wo sie nicht nur selbst auf der Bühne stand, sondern auch in 15 großen Inszenierungen mitwirkte. Zudem übersetzte sie sechs Theaterstücke aus dem Deutschen ins Obersorbische. Von Beginn an hält sie die Chronik der Theatergruppe akribisch fest. Auch im bildungspolitischen Bereich ist Šołćina engagiert: 2001 schloss sie sich fast von Anfang an den täglichen Protesten gegen die Schließung der Crostwitzer Sorbischen Mittelschule an. Heute ist sie eine der letzten Frauen, die täglich die traditionelle Tracht der katholischen Sorbinnen trägt. Für ihre Verdienste in der nationalen Arbeit wurde ihr bereits 1997 das Domowina-Ehrenabzeichen verliehen.

 

Dr. Michał Hajdan aus Drjowk/Drebkau

Dank der Initiative von Dr. Michał Hajdan sind sorbische Themen im Landkreis Spree-Neiße seit jeher ein fester Bestandteil der parlamentarischen Arbeit. 25 Jahre lang war er Mitglied des Kreistages – zunächst im Landkreis Chóśebuz/Cottbus, ab 1993 im Landkreis Sprjewja-Nysa/Spree-Neiße. Dr. Hajdan führte die Tradition ein, dass in jeder Kreistagssitzung die Abgeordneten und Gäste auch auf Sorbisch begrüßt werden. Er ermutigte die Politik und Verwaltung kontinuierlich, mehr für die sorbische Sprache und Kultur zu tun. Auf seine Initiative hin wurde 1998 der Ausschuss für sorbische Angelegenheiten ins Leben gerufen, der gleiche Rechte besitzt wie alle anderen Parlamentsausschüsse – eine Einzigartigkeit in deutschen Landkreisen, die bis heute Bestand hat. Dr. Hajdan leitete diesen Ausschuss fünf Jahre lang und ist bis heute aktives Mitglied. Auch im sportlichen Bereich unterstützt Michał Hajdan von Beginn an sorbische Fußballer. Im April 2017 war er Gründungsmitglied des Fördervereins „Sorbische Fußballer“.

 

Sonja Hrjehorjowa aus Sulšecy/Sollschwitz

Die engagierte Sorbin führt als langjährige Vorsitzende des Vereins „Bratrowstwo“ mit großem Elan das gesellschaftliche Leben der katholischen Sorben in der Wittichenauer Pfarrgemeinde. Sie trägt die Verantwortung für den größten sorbischen Sprachraum in der Hoyerswerdaer Region. Zu ihren Aufgaben gehört die Betreuung der Theatergruppe des „Bratrowstwo“, wo sie sowohl als Schauspielerin auftritt als auch hinter den Kulissen für Organisation und Konzeption sorgt. Zusätzlich ist sie aktiv im Rat der Diözese Zhorjelc/Görlitz sowie im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Für sie ist die Zusammenarbeit mit evangelischen Christen eine Selbstverständlichkeit, ebenso wie der offene Austausch mit Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen. Ob als Jurymitglied im Wettbewerb um das schönste sorbische Osterei für Kinder und Jugendliche oder in unzähligen Projekten rund um die sorbische Sprache und Kultur – sie erfüllt ihre Aufgaben stets mit Freude und im Sinne des Miteinanders. Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, dass in den Hoyerswerdaer Dörfern wieder ein kräftiger Baum sorbischer Identität wächst. Als gewähltes Mitglied wirkt Hrjehorjowa außerdem im Hoyerswerdaer Regionalvorstand mit.

 

Lucia Handrikowa aus Smjerdźaca/Schmerlitz

Als erfahrene Erzieherin übernahm Lucija Handrikowa im September 2000 die anspruchsvolle Aufgabe, die organisatorische und inhaltliche Verantwortung für das Sorbische Bildungs- und Familienzentrum LIPA in Smjerdźaca/Schmerlitz zu leiten. Dieses Zentrum ist ein zentraler Treffpunkt in der Region und bietet Bildungsangebote für alle Generationen, wobei das Sorbische eine tragende Säule darstellt. Wesentlich für ihr Wirken war es, dass die LIPA-Angebote keine bloßen Kopien von Volksschulen sind, sondern neue Formen und Inhalte entwickeln. Bereits im zweiten Jahr wurde ein innovatives Angebot für Gesprächskreise von Eltern mit Kindern ins Leben gerufen – ein Novum unter den Sorben. Sorbische Kinder stehen im Mittelpunkt der LIPA: Ob bei Sport- und Gymnastikkursen, beim Nähen oder in anderen Aktivitäten – die sorbische Sprache ist stets präsent. Lucija Handrikowa sorgte zudem für die jährlichen Mitgliederversammlungen im Rahmen der Fachkonferenz. Diese Veranstaltungen boten stets eine hervorragende Gelegenheit, für die Mehrsprachigkeit zu werben und den Wert der sorbischen Sprache ins Bewusstsein zu rufen. Das LIPA ist ein Haus für alle Generationen – eine Mission, die bis heute fortgeführt wird. Seit zwei Jahren wird zudem ein spezielles Programm für Rentner angeboten.

 

Domowina-Nachwuchspreis 2024
Mitglieder der Gruppe „Holaski ” aus Chrósćicy /Crostwitz

Das Ehrenabzeichen der Domowina 2024
Dr. Christian Kessner aus Lohmen
Dr. Annett Brězanec aus Hornjeje Hórki/Obergurig
Marcel Hose aus Worklecy/Räckelwitz
Juro Gera aus Žylow/Sielow
Peter Löffler aus Chóśebuz/Cottbus
Měrko Korjeńk aus Mały Wjelkow/Kleinwelka
Marina Kossak aus Brětnja/Bröthen
Judith Škodźina aus Pančicy-Kukow/Panschwitz-Kuckau
Pětr Cyž aus Budyšin/Bautzen
Ondřej Šrámek aus Prag

 

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