Statnik: Domowina-Bundesvorstand kooperiert mit regionalen sorbischen „Leuchttürmen“ – erfolgreicher Start in Seidewinkel

Der Bundesvorstand der Domowina ist trotz zahlreicher Krankmeldungen am Freitagabend in der alten Schule von Seidewinkel / Židźino bei Hoyerswerda zu seiner ersten Sitzung des laufenden Jahres zusammengekommen. Elf Gäste aus der Nachbarschaft und der Stadt nahmen an der wie gewohnt öffentlichen Beratung teil, um das höchste ständige Gremium des sorbischen Dachverbands kennenzulernen und die eigenen Anliegen der Domowina mitzuteilen.Konkrete lokale und regionale Fragen standen im Mittelpunkt der Sitzung. Der Vorsitzende der Sorbischen Trachtengruppe Seidewinkel e.V., Uwe Schuster, hat die rege jahrzehntelange Tätigkeit des Vereins vorgestellt. Den Mitwirkenden ist es wichtig, die sorbischen Trachten und Bräuche traditionsgetreu zu pflegen. Veronika Boswank vom Chor Seidewinkel e.V. berichtete, mit welcher Begeisterung die Mitglieder des Chors die sorbischen Lieder singen, obwohl die meisten von ihnen die Sprache nicht verstehen.Der Vorsitzende der Domowina, Dawid Statnik, nannte das Wirken der lokalen Akteure „ein Aushängeschild“ in der Region und würdigte ihre überzeugende Arbeit als „Leuchtturm“ der Pflege sorbischer Dorf-Identität: „Für die Domowina sind alle unsere Regionen gleichwertig; wir sind auch dankbar für kritische Hinweise und wollen uns gerne im Dialog mit der Stiftung für das sorbische Volk und den politischen Verantwortlichen dafür einsetzen, dass Reisekosten und Aufwendungen für originalgetreue Trachten-Restaurierung besser bei der Förderung ehrenamtlichen Engagements berücksichtigt werden.“„Krabatmühle wird neue sorbische Institution“Die Leiterin des Witaj-Sprachzentrums in Trägerschaft der Domowina, Dr. Beata Bresan, sieht in der Hoyerswerdaer Region die Krabatmühle Schwarzkollm auf dem Weg hin zu einer neuen sorbischen Institution. Schon jetzt sei sie ein Leuchtturm des Sorbischen in der Region, der mit einer spürbaren Zunahme an sorbischen Projekten weit ausstrahle. Die Krabatmühle könne in Zukunft auch eine große Rolle bei der Sprach-Revitalisierung in der Region spielen.Die anwesenden Mitglieder des Bundesvorstands widmeten sich unter anderem der Abrechnung des Wirtschaftsplans des Dachverbandes fürs vergangene Jahr und der Übersicht von 25 mit Drittmitteln finanzierten Projekten. Dazu gehört beispielsweise in Hoyerswerda das neue Service-Büro für die sorbische Sprache, ebenfalls in Trägerschaft der Domowina, dessen Finanzierung im sorbischen Kommunalprogramm des Freistaats Sachsen verankert ist. Kathrin Schwella, Vorsitzende des Rates für die Angelegenheiten der Sorben und Wenden beim Landtag Brandenburg, informierte über Maßnahmen zur Hebung des Images des Niedersorbischen und Schlussfolgerungen aus der Evaluation des Sorbisch-Unterrichts. Wichtig ist die Möglichkeit der Sprachaneignung vom Kindergarten bis zum Studium.Der Rat für sorbische Angelegenheiten des Freistaates Sachsen wurde inzwischen vom sächsischen Landtag entsprechend den Personalvorschlägen der Domowina und des Sächsischen Städte- und Gemeindetages gewählt, wird sich aber erst noch konstituieren, wie Dawid Statnik informierte.Themen für zwei aktuelle Debatten auf dieser Sitzung hatte Jan Nuck vorgeschlagen. Zunächst wurde über die „Einrichtung zweier Klassen im nächsten Schuljahr an der sorbischen Oberschule Ralbitz“ diskutiert. Ziel der Domowina, so Statnik, ist in Ralbitz und anderswo im Sorbenland „der Schutz sozialer Räume der Schüler“. Deshalb verständigte sich der Bundesvorstand auf die Forderung, dass jedem Kind, das von den Eltern an einer sorbischen Schule angemeldet wurde, ermöglicht wird, auch diese Schule zu besuchen. In diesem Sinne verlangt die Domowina die ausnahmsweise Einrichtung einer zweiten 5. Klasse für das kommende Schuljahr in Ralbitz. Dazu Dawid Statnik: „Wir stehen überall und an allen Standorten den Eltern zur Seite, wenn sie Unterstützung brauchen.“Künftig mehr Sprachräume in den Regionen Danach wertete der Bundesvorstand auf Antrag von Nuck die „Bürgermeisterwahlen in der Gemeinde Radibor“ aus. In einer zum Teil sehr emotionalen Diskussion kritisierten die einen fehlende Rechte bei der Durchsetzung wirklicher Zweisprachigkeit; die anderen sehen ein großes Defizit bei den Sorben selbst, ihr Recht auf Anwendung der Muttersprache auch praktisch zu gebrauchen. Konsens besteht darin, dass die Entwicklung neuer und die Bewahrung bestehender sorbischer Sprachräume in den Regionen das Wichtigste ist – hier gibt es dank vieler Engagierter vor Ort gute konkrete Beispiele, an die angeknüpft werden kann. Der Bundesvorstand ist sich daher einig, dass dies ein Schwerpunkt im künftigen Finanzrahmen der Stiftung sein muss.Erfreulich war für den Bundesvorstand der Bericht von Marcus Koinzer, Niederlausitzer stellvertretender Geschäftsführer der Domowina, über den Stand der Vorbereitungen auf die nächste Europeada, die Fußball-Europameisterschaft der nationalen Minderheiten, die vom 20. bis 28. Juni in Kärnten stattfindet. Erstmals bei einer Europeada werden die Sorben mit einer wirklich Gesamtlausitzer Mannschaft antreten.

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