Domowina Niederlausitz und Staatliches Schulamt im Dialog über sorbische/wendische Bildung nicht nur in Zeiten der Pandemie

Im Mittelpunkt der ersten Vorstands-Sitzung des Domowina-Regionalverbandes Niederlausitz / župa Dolna Łužyca im Jahr 2022 stand Dienstagabend (8.2.) die Bildungspolitik. Neben dem Leiter des Staatlichen Schulamtes Cottbus/Chóśebuz, Uwe Mader, und dem Schulrat für Grund- und Förderschulen des Landkreises Spree-Neiße/wokrejs Sprjewja-Nysa, Frank Nedoma, konnte Regionalverbandsvorsitzender Dr. Peter Schurmann / dr. Pětš Šurman auch Dr. Heike Drobner, Schulrätin für weiterführende allgemein bildende Schulen des Landkreises Elbe-Elster und der Stadt Cottbus/Chóśebuz und damit auch fürs Niedersorbische Gymnasium zuständig, auf der „hybriden“ Beratung begrüßen, die im Saal des Cottbuser Wendischen Hauses und als Video-Konferenz stattfand.

Das WITAJ-Sprachzentrum der Domowina war mit seiner Leiterin Dr. Beate Brězan und Bernd Melcher vertreten, vom Domowina-Bundesvorstand Ende Januar neu gewählter Abteilungsleiter der Niederlassung des Sprachzentrums in Cottbus/Chóśebuz. Schurmann sagte dem neuen Niederlausitzer Sprachzentrum-Chef volle Unterstützung im gemeinsamen Engagement für die weitere Revitalisierung der niedersorbischen Sprache zu. Auch Delia Münch/Münchowa, für Bildungspolitik Verantwortliche des brandenburgischen Sorben/Wenden-Rates, die Domowina-Bildungsreferentin Katrin Suchy-Zieschwauck/Suchec-Dźisławkowa und der neue Geschäftsführer des Sorbischen Schulvereins, Andreas Oschika/Ošika, beteiligten sich an der Beratung. Suchy-Zieschwauck und Oschika nutzten die Gelegenheit, sich und ihre Arbeit den Vorstandsmitgliedern vorzustellen.

„Aufholen nach Corona“ auch für Niedersorbisch wichtig

Die Angebote des WITAJ-Sprachzentrums zur Zertifizierung von Sprachkenntnissen werden zunehmend genutzt, hieß es seitens des Schulamtes in dem anderthalbstündigen Gedankenaustausch. Schulrätin Dr. Drobner bat um Unterstützung, dass es eine Offline-Variante des sorbischen Online-Wörterbuches gebe, damit Schüler bei schwächelnder häuslicher Internet-Verbindung nicht benachteiligt würden. Wiederholt hatte die Domowina Kritik daran geübt, dass unter dem Einfluss der Corona-Bestimmungen oftmals an Schulen das Sorbisch-Angebot auf Null gefahren wurde, weil die Kurs-Teilnehmer aus verschiedenen Klassen kommen. Dieses Problem habe sich mittlerweile entspannt. Im Rahmen des Bundes-Programms „Aufholen nach Corona“ gebe es auch die Möglichkeit des Zutritts externer Sprachvermittler an die Schulen.

„Historische Chance“ für Sorbisch als zweite Fremdsprache an Schulen

Lebhaft erörtert wurde die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf wohnortnahes Sorbisch-Angebot für jedes Kind, dessen Eltern dies wünschen, da eine Mindest-Gruppengröße von fünf Schülern gelte. Anna Kossatz-Kosel / Kosacojc-Kozelowa, Beauftragte für sorbische/wendische Angelegenheiten der Stadt Cottbus/Chóśebuz, gab zu bedenken, das Recht sei ja nicht an die Bedingungen geknüpft, dass man noch vier weitere Leute mitbringe. Vertreter des Schulamtes sehen hier ein Spannungsverhältnis zwischen Qualitätssicherung und flächendeckender Versorgung, da für jeden Schulstandort gar nicht das entsprechende Personal bereitgestellt werden könne. Zugleich wies das Schulamt auf die „historische Chance“ der Schulen hin, angesichts des zunehmenden Mangels an Fachlehrern für andere Sprachen Schüler zur Teilnahme an Sorbisch als zweite Fremdsprache – alternativ beispielsweise zu Französisch oder Russisch – zu motivieren.

Jugendarbeit wird auf Hauptversammlung im Fokus stehen

Regionalvorsitzender Schurmann kündigte an, dass auf der Hauptversammlung der Župa im Mai die Jugendarbeit eine wichtige Rolle spielen wird. Neulich traf er sich mit dem neuen Domowina-Jugendkoordinator für die Niederlausitz, Tobias Unger, aus Drachhausen/Hochoza, um die Kooperation abzustimmen. Zudem informierte Schurmann über einen gemeinsamen Appell mit dem Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden Brandenburg und Domowina-Vorsitzendem Dawid Statnik an die Landespolitik, die Bekämpfung des Antiziganismus in die brandenburgische Landesverfassung aufzunehmen.

Von Online-Zapust bis Superkokot – lange Liste von Projekten für 2022

Schließlich benannte der Regionalvorstand einstimmig Julia Kahl/Kahlowa als Vertreterin der Domowina mit beratender Stimme in der Schulkonferenz des Niedersorbischen Gymnasiums. Auch die vom stellvertretenden Regionalvorsitzenden Marcus Koinzer/Końcaŕ vorgelegte Liste geplanter zehn Projekte der Župa fürs laufende Jahr fand Zustimmung. Sie reicht vom Online-Zapust über das Fest der sorbischen/wendischen Sprache bis zum Superkokot. 

Antisorbische Schmierereien schnellstmöglich entfernen!

Eine unliebsame Sache, die auch in der Oberlausitz immer wieder eine Rolle spielt, sind antisorbische Attacken auf Straßenschilder, bei denen der sorbische/wendische Name geschwärzt worden ist. Entsprechende aktuelle Bilder aus Cottbus/Chóśebuz legte Torsten Mack/Mak vor. Der Domowina-Regionalverband erwartet von der Stadtverwaltung schnellstmögliche Entfernung dieser Schmierereien.

*„Sorben/Wenden“ bzw. „sorbisch/wendisch“ werden in Brandenburg gleichbedeutend verwendet.

** bei Personennamen sind die deutsche und sorbische/wendische Schreibweise, wenn unterschiedlich, erwähnt, bei Ortsnamen der sorbische/wendische und deutsche Teil der Ortsbezeichnung berücksichtigt, s. “Gemäß § 9 Absatz 4 der Kommunalverfassung des Landes Brandenburg (BbgKVerf) tragen Gemeinden im angestammten Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden einen zweisprachigen Namen in deutscher und niedersorbischer Sprache. Der zweisprachige Name ist somit die amtliche Bezeichnung im Sinne von Nummer 3.6 Absatz 1 Satz 1 der Richtlinien für die wegweisende Beschilderung...” (Erlass zur zweisprachig deutsch-niedersorbischen Beschriftung von Verkehrszeichen (brandenburg.de)

 

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