Domowina-Vorsitzender Statnik: Polnisches Volk bietet großartiges Beispiel für humanitäre und politische Solidarität mit der Ukraine

Beim Gedenken an die kurz vor Kriegsende 1945 in der sorbischen Lausitz gefallenen zweitausend polnischen Soldaten hat sich der Vorsitzende der Domowina – Bund Lausitzer Sorben, Dawid Statnik, in seiner Ansprache am heutigen Donnerstag, 28.4., auch zu den Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg für den Umgang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022 geäußert: „Wenn man sich den Mut der Befreier der Lausitz des Jahres 1945 ansieht, kann man sich wegen der aktuellen Debatten in Deutschland nur schämen. Wie können wir weiter einem fremden Staat Milliarden für Rohstoffe wie Erdgas zahlen, wenn der Staat mit unserem Geld auf grausamste Weise schreckliche Kriegsverbrechen begeht?”

Zugleich würdigte Statnik in Crostwitz/Chrósćicy vor zahlreichen Gästen aus der polnischen Niederlausitz das Engagement Polens: „Das polnische Volk bietet uns derzeit ein großartiges Beispiel für Solidarität mit der Ukraine. Das können wir öffentlich gar nicht genug betonen. Damit meine ich natürlich besonders humanitäre Hilfe, die praktische Solidarität mit Flüchtlingen aus der Ukraine. Ich meine zugleich auch die politische Solidarität Polens mit dem gequälten Nachbarvolk.”

In der Ukraine „kämpft ein slawisches Volk um seine Freiheit, um seine eigenständige Existenz gegen die unvorstellbar grausame Aggression der russischen Armee”, sagte Statnik, der bereits am ersten Kriegstag den russischen Angriff scharf verurteilt hatte und damals feststellte: „Für diese kriegerische Aggression gibt es keinerlei Rechtferigung.”

Tief bewegt stellte der Domowina-Vorsitzende in Crostwitz/Chrósćicy fest: „Diese jungen polnischen Männer haben ihr Leben dafür gegeben, damit wir als Sorben leben können. Der damalige tägliche Terror der Nazi-Diktatur hat uns alles genommen: unsere Vereine, unsere Sprache in der Öffentlichkeit, sogar unserer Geistlichen. Unsere Pfarrer mussten ihre sorbischen Kirchgemeinden verlassen. Die Domowina hat sich gegen Gleichschaltung gewehrt und wurde verboten.” Dann fügte Statnik hinzu: „Vergessen wir nicht: Unter den Befreiern der Lausitz 1945 waren auch ukrainische Soldaten, die ihr Leben für die Zukunft des sorbischen Volkes aufs Spiel gesetzt oder verloren haben. Das ist zwar nicht die Sicht russischer Politiker, aber kein Volk hat das Recht, die Geschichtsschreibung zu monopolisieren, auch nicht die Geschichtsschreibung der Völker der Sowjetunion.”

Unter den Gästen aus Polen waren neben Kommunalpolitikern wie Marian Popławski, Präsident des Stadtrats von Żary, und Pfarrer Paweł Konieczny auch Menschen, deren Familienangehörige in der sorbischen Lausitz gekämpft hatten: Józef Lenart aus Zielona Góra, dessen Onkel Jan in den Kämpfen umkam, Onkel Marcin wurde verletzt und lebte bis 2000. Jerzy Szałaj aus Żagań erinnerte an seinen Vater Leon (1919-20215), der als polnischer Soldat gegen Wehrmacht und SS-Einheiten in der Lausitz kämpfte. Vertreter der polnischen Gäste dankten in bewegenden Worten für die in Crostwitz/Chrósćicy gepflegte Erinnerungskultur und betonten das Zukunftsweisende dieses Miteinanders.

Die Crostwitzer gedenken seit 1967 mit einem Denkmal der gefallenen polnischen Soldaten, 1980 wurde am selben Ort, auf Fulks Hügel, zusätzlich ein Monument errichtet. Bürgermeister Marko Kliman erinnerte an die besondere Verbundenheit mit dem polnischen Volk und mahnte, das gemeinsame Erbe im Bewusstsein lebendig zu halten. An jedem 28. April findet diese Gedenkveranstaltung statt (2020 und 2021 pandemiebedingt ohne Gäste aus Polen), am 20. September 1975 besuchte der spätere Papst Johannes Paul II. als Krakauer Kardinal Karol Wojtyła den Gedenkort.

Die Vorsitzende des Domowina-Regionalverbandes „Michał Hórnik“ Kamenz/Kamjenc Diana Wowčerjowa/Schäfer, hob angesichts des Schreckens jedes Krieges hervor, wie kostbar der Frieden ist, in dem die Menschen in der Region seit vielen Jahrzehnten gemeinsam mit den polnischen und tschechischen Nachbarn leben, und schloss: „Möge uns heute das Vertrauen verbinden, dass das für immer so bleibt!”

Musikalisch wurde das Programm umrahmt von Kinder aus dem Crostwitzer Kindergarten. Nach dem anschließenden Gottesdienst in der Pfarrkirche und Mittagessen in der Mehrzweckhalle „Jednota“ in Crostwitz/ Chrósćicy stand Gedenken am Dorfkreuz in Horka/Hórki auf dem Programm, wo die frühere Domowina-Regionalvorsitzende Zala Cyžowa das Wort ergriff. Den Abschluss bildete die Gedenkveranstaltung in Lomske/Łomsk am Denkmal für den von den Nazis ermordeten polnischen Zwangsarbeiter Stanisław Błażejczuk. An die Umstände dieses Verbrechens erinnerte Prof. Dr. Dietrich Scholze-Šołta.

Bild: Gedenken am Monument in Crostwitz/Chrósćicy: Bürgermeister Marko Kliman, Domowina-Regionalverbandsvorsitzende Diana Wowčerjowa/Schäfer, Domowina-Vorsitzender Dawid Statnik (v.l.)

 

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