Landkreis Dahme-Spreewald strebt Fördermitgliedschaft in der Domowina an – Bundesvorstand tagt im Spreewald
Der Bundesvorstand des sorbischen / wendischen Dachverbandes Domowina, tagte am Freitagabend im Spreewald. Im Sitzungssaal des Kreistagstages Dahme-Spreewald begrüßten Vize-Landrat Carsten Saß als Vertreter des Landkreises und Dörthe Ziemer im Namen der Stadt Lübben / Lubin die Vorstandsmitglieder sowie anwesende Gäste und Medien. Carsten Saß informierte, dass der Landkreis die Fördermitgliedschaft in der Domowina anstrebt – der Kreistag soll am 28. Oktober darüber entscheiden. Das Sorbische / Wendische solle nicht nur Selbstverständlichkeit sein, sondern auch bewusst gelebt werden. Dörthe Ziemer schilderte, wie die Stadt nach dem offiziellen Beitritt zum angestammten sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet im Jahr 2016 diese Entscheidung praktisch mit Leben erfüllt. Dawid Statnik dankte beiden und auch Sabrina Kuschy, der Beauftragten des Landkreises für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, für ihr Engagement und ihre Impulse. In Vorbereitung auf die nächste Haupt- und Wahlversammlung der Domowina am 27. März 2021 wurden Entwürfe der Arbeitsrichtlinien 2021-2023 und der Satzung beschlossen. Intensiv widmete sich der Domowina-Bundesvorstand aktuellen bildungspolitischen Fragen in der Niederlausitz. Zudem informierte der Vorsitzende über die Vorbereitung des „Jahres der Domowina-Regionalverbände“ 2021-2022 anlässlich des 100. Jahrestages ihrer Gründung und die Geschäftsstelle des Dachverbandes über den Stand der Vorbereitungen auf das Internationale Folklorefestival „Lausitz / Łužica / Łužyca 2021”. Desweiteren beschäftigten sich die Anwesenden mit Möglichkeiten der Ausweitung der „Vogelhochzeit“-Vorstellungen in der Niederlausitz und dem Meinungsaustausch mit Vertretern der Initiative „Serbski sejm“, der am 31. August in Bautzen stattgefunden hat.Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina, erklärt im Anschluss an die Sitzung:„Wir haben die Weichen gestellt, damit die nächste Hauptversammlung der Domowina unter Pandemie-Bedingungen stattfinden kann. Das ist für uns als basisdemokratische Organisation von zentraler Bedeutung. Zugleich liegt nun der Vorschlag für eine zeitgemäße Änderung unserer Satzung auf dem Tisch: Darin wird die Stellung sogenannter Einzelmitglieder ordentlich geregelt, also von Menschen, die nicht über einen Verein, sondern direkt und individuell Domowina-Mitglied sein wollen. Auch der Entwurf des Arbeitsplanes 2021-2023 mit den aktualisierten Aufgaben besonders in den Bereichen und Kultur und Bildung ist fertig.Der Bundesvorstand hat das Angebot des Domowina-Präsidiums an die Initiative ,Serbski sejm’ bekräftigt, als Mitglied in der Gemeinschaft der sorbischen Vereine, Gruppen und Verbände auf Augenhöhe mit allen anderen Aktiven der sorbischen / wendischen Zivilgesellschaft mitzuwirken. Dabei kann die Initiative selbstverständlich weiter völlig selbstständig für ihre Idee eines ,sorbischen Parlaments’ werben. Das bisher gegen eine Mitgliedschaft in der Domowina vorgebrachte Argument der nötigen Gewaltenteilung ist weder plausibel noch überzeugend: Bei dem von einigen hundert Menschen auf privatrechtlicher Grundlage gewählten Gremium mit Namen ,Serbski sejm’ handelt es sich offensichtlich nicht um ein Parlament, da es über keinerlei Finanz- bzw. Regelungskompetenz, wie auch öffentlich-rechtlichen Status verfügt. Ob die Mehrheit des sorbischen Volkes die Vision eines solchen eigenen Parlaments unterstützt, kann nur innerhalb der sorbischen / wendischen Zivilgesellschaft geklärt werden, deren zweihundert Zusammenschlüsse in der Domowina unter einem Dach diskutieren.Der Landkreis Dahme-Spreewald und die Stadt Lübben haben heute ein deutliches Signal der Verbundenheit mit den sorbischen/wendischen Angelegenheiten gesetzt. Das stimmt mit unserem Streben nach stärkerer Regionalisierung der Förderung unserer Sprache und Kultur überein: Die Stärkung lokaler Vielfalt und Bräuche ist zugleich Lebenselixier für sorbische / wendische Sprachräume vor Ort, die wir wiederbeleben wollen – als besonders authentisches Zeichen regionaler Identität. Der Spreewald ist und bleibt sorbisches / wendisches Kerngebiet und wird innerhalb unserer Gemeinschaft in Zukunft eine noch größere Rolle spielen.” Kathrin Schwella, Mitglied des Domowina-Bundesvorstandes und Vorsitzende des Rates für sorbische / wendische Angelegenheiten des Landes Brandenburg, erklärte zu aktuellen bildungspolitischen Fragen in der Niederlausitz aus sorbischer / wendischer Sicht:“Wir haben in guten, beiderseits konstruktiven Gesprächen mit dem Ministerium unsere Vorstellungen ausgetauscht, die Umsetzung in staatliche Bestimmungen kann aber nicht Aufgabe ehrenamtlicher Gremien sein. Nach dem Gespräch im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport mit Ministerin Ernst über die Sorben/Wenden-Schulverordnung hoffen wir aufgrund des jahrelangen Erarbeitungsprozesses, dass wir die Vorschrift bald erhalten, die sich für die Arbeit in den Schule mit Sorbischunterricht eignet, praktikabel ist und gut auf unsere Sprachsituation ausgerichtet ist.” Beate Brězan, Leiterin des Witaj-Sprachzentrums, informierte über verschiedene Projekte, die jährlichen Niedersorbisch-Sprachkurse für Erzieherinnen in Kindergärten, die Vorbereitung der Museumstage in der Weihnachtszeit für alle Sorbischlernenden der 3. Klassen und die Präsentation des digitalen Projektes “Schritt für Schritt – sorbisch lernen & Rechtschreibung und Grammatik” am 23.11. im Niedersorbischen Gymnasium. „Sorben/Wenden“ bzw. „sorbisch/wendisch“ werden in Brandenburg gleichbedeutend verwendet.
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Božena Šimanec/Schiemann
nowinska rěčnica/
casnikarska powědaŕka/
Pressesprecherin
Domowina z. t./
Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V.
tel.: 03591 / 550 202
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